Mottaker: | EMILIE BARDACH |
Datering: | 18. september 1890 |
Sted: | MÜNCHEN |
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Konvolutt
Fräulein Emilie Bardach.
Alt-Aussee.
Steiermark.
Fräulein Emilie,
Mit der innigsten Theilnahme habe ich Ihre so tieftraurige Mittheilung vernommen. Seien Sie versichert, dass ich besonders in dieser für Sie und für Ihre
Frau Mama so schwere Zeit mit allen meinen besten Gedanken und wärmsten Gefühlen bei Ihnen gewesen bin. Der Schmerz über den Verlust
Ihres Vaters findet in Ihrem lieben Brief einen so ergreifenden und rührenden Ausdruck, dass ich mich dadurch tief bewegt gefühlt habe.
Und so jäh, so ganz unerwartet
und unvorbereitet sind Sie also von diesem harten Schicksalsschlage getroffen worden! Mit Absicht habe ich diese Antwortzeilen bis auf heute verschoben. Trost zu spenden ist ja in einem solchen Falle unmöglich. Nur die Zeit wird die jetzt geschlagene Wunde Ihrer Seele heilen können. Und so wird es hoffentlich kommen, wenn auch nur allmählig.
Dass Sie jetzt so tief bedauern, in den letzten Stunden Ihres Vaters nicht bei ihm gewesen zu sein, verstehe ich so herzlich wohl. Jedoch glaube ich, es sei vielleicht besser so. –
Hoffentlich findet dieser Brief Sie noch in Alt-Aussee. Möge der Aufenthalt dort recht wohlthuend auf Sie einwirken! –
Meine Frau und mein Sohn sind gegenwärtig in Riva am Gardasee
und werden wahrscheinlich bis Mitte Oktober oder vielleicht noch länger dort bleiben. Ich lebe also ganz allein hier und kann nicht fort. Das neue umfangsreiche Schauspiel, womit ich mich jetzt beschäftige, wird nämlich voraussichtlich erst in November fertig werden obschon ich täglich, und zwar fast den ganzen Tag, an meinem Schreibtisch sitze. –
Grüssen Sie bestens von mir Ihre verehrte Frau Mama und empfangen Sie selbst in freundlicher Gesinnung tausend herzlichen Grüsse von
Ihrem unwandelbar ergebenen
Henrik Ibsen.